9.29.2005

Schön, dass du da warst

Ich fand heute eine nette Karte in meinem Briefkasten. "Die Göttliche, Hommage zu Greta Garbos 100. Geburtstag, 18. September 1905 - 15. April 1990" stand gedruckt drauf. Mit Handschrift war draugeschrieben:







Schön war es einfach aus dem Haus gehen zu können und schon mitten in Berlin zu sein.
Schön war es, mit einem Kurzstreckentaxi sehr nahe an die Geschäfte zu fahren.
Schön war es, nach anstrengenden Bummeltouren einen Snack zu sich zu nehmen und gestärkt weiter zu bummeln.










Schön war es auf die Museumsinsel zu gehen. Goyas Ausstellung war zwar noch geöffnet, aber die Warteschlange war doch noch ziemlich lang, obwohl es schon nach 17.00 Uhr war.









Einen Abend lang hörte und sah ich Keith Tynes mit Band, einen Abend lang eine Band aus N.Y. die "kopfigen" Jazz spielte.
Hier regnet es und in Berlin sicher auch.
Da habe ich noch einmal Glück gehabt mit dem Wetter und dem "Hotel".

9.21.2005

Berlin

Ich kam gestern mit dem "Flieger" in Tegel an. Das Wetter war sonniger und viel wärmer als bei meinem Abflug in München. Es gab glücklicherweise ein Glas Prosecco zum Empfang. Danach schlenderten wir durch Berlin mit dem Ziel Pizza zu essen. Wieder zu Hause, wurde ein wenig ausgeruht und dann über die Wahl, die Wirtschaft, die Merkel, den Stoiber, den Fischer und den Schröder diskutiert. Wir kamen auch zu keiner Lösung, leider.


Heute wieder gutes Wetter. Das jüdische Mahnmal besucht. Es ist "in Echt" ganz anders als auf den Fotos. Zuerst dachte ich ich säße auf einem Friedhof mit lauter unbegrabenen Särgen verschiedener "Rangigkeit" im Sinne von Wichtigkeit. Manche Särge waren sehr hoch, andere niedriger, wieder andere höher, oder noch niedriger. Es gab auch ganz flache schwarze Särge. Als wir dann durch die Sargstraßen gingen, fühlte ich mich wie in einem Labyrith, obwohl es ja kein Labyrinth ist.
Es kann auch sein, dass ich durch Schluchten ging. Es könnten auch Wege gewesen sein, die sich kreuzten, auf und ab gingen - allerdings ganz sanft - und sich schlängelten. Es gab sogar Gitter, die den Weg versperrten und Notausgänge. Ich dachte: "Warum haben sie alles so zugebaut mit Steinen und Särgen? Warum haben sie nicht eine grüne Lunge für Berlin gemacht, aus Bäumen und Pflanzen?" Aber dann fiel mir wieder ein, dass das hier ein Mahnmal sein soll und kein Erholungsgebiet für Ausflügler.Ich akzeptierte und verstand, warum hier viele verschieden hohe Särge gebaut worden sind.






Unter den Linden fanden wir ein nettes Lokal, sahen Rezzo Schlauch vorbei eilen ganz ohne Bodyguards und wurden von einer Kamera mit Kabelträger aufgenommen. Jedenfalls bildete ich mir das ein. Sie haben nicht mal gefragt, ob sie das dürfen. Aber wir sind ja keine VIPs, also dürfen sie.
Die Modeläden am Hackischen Markt und der Dom interessierten mich.


Die Kurzsreckentaxis sind ein Segen.

9.19.2005

Klassentreffen

Die Wahl ist gelaufen, die Sieger geben sich siegessicher und ich weiß nicht, wer regieren wird.

War beim Klassentreffen.
Fuhr am Freitag – vorgestern – zum Kunsttherapie-Peter nach Simbach. Wir aßen zusammen ein Croissant und Zwetschgendatschi, tranken Kaffee und besichtigten anschließend den Garten.
Da gibt es noch viel zu tun. Das Häuschen ist nett und
die Kunst am Bau auch.
Anschließend fuhr ich nach Passau, Hotel „Zum König“. Ging früh ins Bett wegen Regen und Kälte.











Vor dem Treffen fuhr ich an meinem"Internat" vorbei.

Danach habe ich beim "Vogel" (Gasthaus) alle getroffen. Jeder fragte, ob ich noch Klavier spiele und Orgel. Jeder freute sich sehr mich zu sehen. Ich war so beeindruckt, dass ich vier Flaschen Prosecco spendierte, so dass jede ein Glas bekam. (Alle freuten sich, weil ich bis gestern zu keinem Klassentreffen erschienen war.
Nach dem Mittagessen kam der Fotograf. Dann gingen die meisten spazieren und tranken anschließend Kaffee. Am Abend trafen wir uns beim „Zum König“.
Ich hatte nicht gedacht, dass man sich einen ganzen Tag lang so angeregtunterhalten kann. Eine gemeinsame Internatszeit verbindet. Ich war beeindruckt von der Gesundheit und dem Unternehmergeist meiner Klassenkameradinnen.
Die meisten haben noch ihre Zähne und einige haben graue Haare und brauchen eine Brille. Aber die Freude, die ich in ihren Gesichtern sah als sie mich begrüßten war schon beeindruckend.
Sie erinnerten sich an mein Klavierspiel und Orgelspiel (den Radlfahrer). Sie erzählten mir von meiner dünnen Talie, den Petticoats und den Gürteln die ich getragen hatte, von der grünen Tinte, mit der ich geschrieben hatte und von meiner tollen Schrift. Ich muss ja früher wirklich eine interessante Person gewesen sein.

9.15.2005

Warteschleife

Warte auf den Anruf von Dr. med. Christof Keinath, Orthopäde. Ich habe eine erhebliche Osteopathie, teilte mir das Mädchen am Empfang mit und ich müsste noch einmal zu ihm kommen, um den weiteren Verlauf der Behandlung zu besprechen.

Sitze nun seit fünfzehn Minuten vor dem Telefon.
Ich kann nicht ins Internet gehen, da mich dann niemand telefonisch erreichen kann, also auch nicht der Doktor. Übrigens ein sehr netter und kompetenter Arzt. Er stellte fest, dass mein rechtes Bein einen Zentimeter kürzer ist als mein linkes. Ich solle deshalb meine rechten Schuhe um 7 mm erhöhen. Barfuss darf ich aber noch laufen.

Warte seit fünfundzwanzig Minuten auf seinen Anruf. Wenn ich in seinem Wartezimmer sitzen würde, fände ich das vielleicht ganz normal.

Ich habe viele kluge Sprüche gesammelt und sie aufgehängt. Mein Blick fällt auf diesen:

Mein Körper ist das fundamentalste Produkt
meiner Kreativität auf physischer Ebene.
Tag für Tag erschaffe ich mich selbst und
verändere meine Gestalt gemäß der uner-
messlichen Fülle meiner mannigfaltigen Anlagen.
Und so gehe ich aus dem strahlenden psychischen
Reichtum der Seele mit meiner Willensfreiheit
und Sehnsüchten hervor.

Fünfunddreißig Minuten Wartezeit.
Unglaublich, wenn es stimmt, dass ich mich täglich selbst erschaffe. Ich kann dann nichts mehr auf die Anderen schieben, wenn das stimmt.
Ich verändere meine Gestalt aufgrund meiner Anlagen? Dann ist es also nicht nur die Zeit, die verändert, und das was man lernt und womit man sich beschäftigt, sondern es sind schon meine Anlagen. Begabungen habe ich viele, aber genützt habe ich sie möglicherweise zu wenig.

Warum habe ich Ostheopathie?

Fünfundvierzig Minuten warte ich jetzt. Ich rufe zurück.
Na, warum bekomme ich kein Freizeichen? Da stimmt doch etwas nicht.

Mir fällt ein, dass ich mein Fax ausgehängt hatte, während ich telefonierte. Ich hatte befürchtet, dass es pfeifen würde. (Es pfeift immer dann, wenn mein Gesprächspartner und ich nicht ununterbrochen reden.)
Und wirklich, das Fax ist ausgehängt.
Da konnte mich der Arzt ja nicht erreichen. Ich habe mich also selbst in die Warteschleife gelegt.
Schäme mich.

9.12.2005

SOS

Ich darf sein, wie ich bin
und werde dennoch
nicht allein gelassen.

Hannes 17 Jahre
(Jahrbuch 2006, SOS Kinderdorf in Deutschland
S. 30)

Sie geht mir nicht aus dem Kopf.
Ihr Zustand macht mich traurig.

Ein Häufchen Elend saß vor mir, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen Hand ein Glas mit Bier. Große, traurige Augen, aus denen die Tränen kullern. Ein weicher Mund, der zuckt beim anklagenden Sprechen.
Die Anderen sind schuld.
Die Anderen ließen mich nicht mitspielen als ich klein war, und als ich in die Schule ging.
Ich sei ihnen zu dick, sagten sie.

Ich lernte: Wenn ich geliebt werden will, muss ich dünn sein.
Also hungerte ich. Endlich war ich dünn. Jetzt habe ich wieder drei Kilo zugenommen. Jetzt bin ich wieder hässlich.

Mein Mann liebt mich nicht.
Meine Tochter liebt mich nicht.
Meine „Freunde“ lieben mich nicht.

Das tut weh.
Ich trinke, wenn es weh tut.
Ich trinke nicht und halte den Schmerz aus, wenn ich dafür etwas bekomme, z.B. ein selbst gesetztes Ziel erreiche.

Ich bleibe zu Hause.
Ich bleibe in meinem Zimmer.
Manchmal gehe ich abends aus, zu meinen „Freunden“.
Sie trinken alle. Also trinke ich auch.
Mein Schmerz hat dann freie Bahn sich auszutoben.
Ich verletze die Menschen, die mich lieben möchten.
Ich bleibe alleine und trinke und hungere und rauche.

9.03.2005

Bummeln

In die Stadt gefahren. Ich wollte Seifen im BodyShop kaufen und eine Pumuckl CD im Hertie. „Die gibt es nicht. Es gibt nur Kassetten.“ „Wie Kassetten,“ fragte ich ganz erstaunt.“ Der junge Mann dachte, ich käme vom Mond. „Kassetten, Kassetten!“ „Was für Kassetten," fragte ich ganz verwirrt. Ich hatte doch fest angenommen, die wertvolle Stimme von Hans Clarin müsse inzwischen unbedingt auf CD zu kaufen sein. Dem war nicht so. Es gibt noch immer die Kassetten (aha, wie früher!!!), und die gibt es in der Kinderabteilung.
Das Pumucklfach war ziemlich leer. Also keine gekauft und weiter zum Body Shop. Als ich vor dem Geschäft stand, war da kein Body Shop mehr, sondern ein Klamottenladen. Und jetzt, was mach ich jetzt?
Natürlich googeln. Und wirklich, ich finde einen Body Shop am Flughafen.
Muss ich jetzt bis zum Flughafen fahren um meine Seife zu kaufen?

Verglichen mit den Bloggs über New Orleans im Internet sind so Seifen nun wirklich nicht erwähnenswert.
Gestern – auf dem Weg zum Starnberger See – nein es war ja schon vorgestern, stiegen die Preise für Benzin wie eine Fieberkurve: 1.28,9 – 1.30,9 – 1.31,9 – 1.32,9 –
Heute kostet ein Liter Normalbenzin schon 1.41,9, und es soll noch weiter steigen. Zuletzt hatte ich am Dienstag für 1.22,9 getankt, aber das war ein zufälliger Glückfall.

Nach der Body Shop Enttäuschung ging ich ins Florians – wie immer – ein Glas Prosecco trinken, bei der Hitze.




Anschließend beim Hallhuber reingeschaut. Eine kleine Pelzjacke zum günstigem Preis gekauft.

Danach den Film von ‚Wim Wender angeschaut.
Ich saß ganz allein im Kino.
Das war ein Gefühl, außerordentlich komisch, gar nicht lxuriös, irgendwie ein wenig einsam.
Als der Film begann waren wir dann fünf Leute.
Sie hatten die Klimaanlage eingeschaltet; es war so kalt, dass ich die Pelzjacke, na ja, es ist eher ein kleines Jäckchen, aus der Tüte holen musste. Ohne sie wäre ich jetzt sicher sehr erkältet und hätte den empfehlenswerten Film nicht mit Genuss ansehen können.
Nach dem Film fahre ich zu einem italienischen Lokal. Es ist geschlossen. So kochee ich mir meine Nudeln eben selbst und den Wein trank ich alleine.