10.01.2005

A naughty boy

Komme gerade aus der Ausstellung Helmut Newton, Sex und Landscapes, in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München.
Ich lese im Flyer: „Das Konzept geht auf die Initiative von Simon de Pury zurück. 2001 stellt er in seiner neu eröffneten Züricher Galerie erstmals Newtons Landschaftsbildern dessen freizügigen Aktfotografien gegenüber,…….
Die Ausstellung in München umfasst mehr als 80 Fotografien, die jüngsten stammen aus dem Jahr 2002, die ältesten aus den 1970er Jahren. Im Mittelpunkt stehen zwei Aspekte von Newtons Schaffen: Akt und Landschaft in Schwarz-Weiß und Farbe.“

Seine Frau June filmte mit ihrer Videokamera Szenen, die Newton bei seiner Arbeit zeigen. Ich bin fasziniert von Newtons Ausstrahlung, dem Ambiente, das er für seine Aufnahmen kreierte und seinem fotografischen Blick. Er arbeitete wie ein Besessener, aber er wirkte dabei völlig entspannt und glücklich. Die Unterschiede zwischen den Bildern des Videofilms und seinen Fotos, die der Film zeigte, erstaunen mich. Es ist nicht die Kamera, die die Fotos macht – na ja, die Kamera ist das technische Hilfsmittel – aber das fertige Bild, das trägt immer die Handschrift Helmut Newtons. Das konnte ich auch in der Berliner Ausstellung sehen. June nahm dieselben Motive auf, wie Helmut. Es war sofort zu erkennen, welche seine Frau gemacht hatte und welche von ihm aufgenommen worden waren.
Ich ertappe mich beim Betrachten der Bilder bei dem Gedanken:“ Das kann ich auch.“ Aber ich kann es eben nicht, selbst dann nicht, wenn ich auch seit meinem zehnten Lebensjahr fotografiert hätte. In gewisser Weise fotografiere ich seit meinem zehnten Lebensjahr, aber eben nicht mit dieser Besessenheit und Hingabe.
Ich möchte es können. Und was wäre, wenn ich es könnte? Kein Mensch würde meine Bilder sehen, denn sie wären mit Sicherheit nicht so großformatig und würden nur zu Hause hängen. Möchte ich also doch nicht so fotografieren wie Newton? Welche Vermessenheit so etwas überhaupt zu denken.
Ich möchte zwar die Landschaften mit Newtons Augen sehen und verbildlichen können, aber nicht seine Frauen. Ich möchte keine männlichen Augen haben, sondern meine weiblichen behalten. Nur er als Mann kriegt das so glaubhaft hin, weiß bewusst oder unbewusst um die Hintergründe oder auch nicht.
Ja denke ich mir, der hat es gut gehabt, der nahm die Kamera in die Hand, wanderte aus und wurde so mir nichts dir nichts, ganz leicht berühmt. So kindische und dumme Gedanken habe ich manchmal. Es fällt mir gelegentlich schwer, in meine richtige Größe hineinzupassen. Mich faszinieren die Welten, in denen Ramses und Cleopatra vorkommen, oder beispielweise die, in denen ein Karl Lagerfeld im Mittelpunkt der Modewelt steht, immer erfolgreich, auch in der Fotografie.
Ganz leicht ist das alles. Das könnte ich auch. Aber so ist es eben nicht, auch wenn ich das maßlose Monster in mir gewähren lassen würde, könnte ich meine eigene geniale Kreativität nicht finden, oder doch?
Ich komme auf den Begriff „Monster“, weil Newton im Video in etwa folgendermaßen äußerte, dass er nicht verstehe, wie June ein Monster wie ihn lieben könne. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Jedenfalls sagte er auch, er war immer ein naughty boy und werde immer ein naughty boy sein.
Da gibt es doch noch so einen Spruch: Die braven Mädchen kommen in den Himmel und die bösen Mädchen…………………
Da habe ich doch glatt das Wichtigste für mein Leben vergessen.