7.12.2010

Atelier Regenbogen

Peter Tischler, Bildhauer, arbeitet seit ungefähr zehn Jahren in Krankenhäusern. Er regt kranke Kinder und auch ihre Eltern dazu an, so sie denn zu ihm kommen, sich mit Kunst zu beschäftigen. Meistens bietet er ihnen Ton an. Meistens fragen sie ihn: "Was soll ich denn damit machen?" "Ich brauche Schafe für meine Weihnachtsgrippe," kann eine Anregung sein, die er vielleicht gibt. Und so formen einige Schafe, andere Schildkröten, wieder andere Gesichter oder Menschen. Der Herr Eisenbart oben wurde von ihm hergestellt, weil Kinder so gerne Nägel in Holz schlagen. Der Bart von Herrn Eisenbart wurde denn auch mit Nägeln vollgeschlagen. Einige klopften sogar in seinen Kopf Nägel. Nun sieht er so aus, wie er aussieht.

Hier berichtet Peter Tischler von einem Erlebnis während einer Stunde:
Die Tür geht auf und ein Mädchen kommt herein. Macht drei Schritte und schaut mit großen geröteten Augen in die Runde. Tränen fließen und ihr ganzer Körper wird von Schluchzern durchgeschüttelt. Immer wieder öffnet sie den Mund, um etwas zu sagen, aber sie bringt kein Wort heraus. Eine ganze Weile geht das so, bis sie schließlich die Fassung soweit wieder gewinnt, dass sie erzählen kann, was sie so erschüttert:
Gerade hat sie erfahren, dass ihr Vater geschäftlich für einige Wochen verreisen muss. Sie ist zu einer längeren Behandlung in der Klinik und wird ihn nun für lange Zeit nicht mehr sehen können. Keine schöne Aussichten für ein etwa 13-jähriges Kind. Da ist auch die ganze technische Ausrüstung kein Ersatz, die ihr zur Verfügung steht ( Laptop, Spielekonsole etc.).
Nachdem sie ihr Herz erleichtert und von allen Seiten Mitgefühl und tröstende Worte erfahren hat, ist sie bereit, sich zu uns an den Tisch zu setzen. Sie nimmt sich ein Stück Ton und beginnt ein Gesicht zu formen. Und während sie damit beschäftigt ist, entspannt sie sich zusehends, plaudert und lacht ein ums andere Mal. Am Ende der Stunde geht sie mit einem lachenden Gesicht zurück auf ihr Zimmer, ein weiteres lachendes Gesicht in ihren Händen.
Am Sonntag besuchte ich eine Ausstellung bei Kunst im Karree 2010 in der Tengstraße in Schwabing, bei der P.T. einige Objekte der Kinder ausstellte.