2.16.2013

Tauwetter

Jeden Morgen kommen drei Eichhörnchen zum Frühstück ans Futterhaus. Da ist nix mit Schlafen bei ihnen zu bemerken. Sie spielen und fressen, verfolgen sich gegenseitig in der Verteidigung eines Meisenknödels. Das Thermometer zeigt vier Grad plus. Die Mütze bleibt zu Hause. Das lästige Einkaufen ist schnell erledigt. Im Rick belohnt mich Sandra mit zwei Pralines, und ich mich mit einem kleinen Capuccino und dem Lesen des Feuilletons vom heutigen Samstag. Die "Räubergeschichte" vom lasterhaften Klosterleben bleibt im Gedächtnis. Sie ist in der Süddeutschen Zeitung zu finden. Leider nur für zahlende Kunden einsehbar.

2.15.2013

Ein Sternchen, ein Kreuz

Immer öfter liegt ein Briefumschlag in meinem Briefkasten mit einem schwarzen Rand. Wenn ich ihn rausnehme, schaue ich ihn skeptisch an. Der Absender fehlt. Wer ist es dieses Mal, denke ich. Ich gehe ins Haus, setze mich an meinen Schreibtisch und öffne das Kuvert. Wieder ist ein guter Freund, eine gute Freundin gegangen. Ich kann sie nicht mehr besuchen. Immer wieder wollte ich sie oder ihn besuchen und schob es aus unbequemen Gründen auf. Nun ist es zu spät. Betroffen schaue ich auf die unerwartete und unglaubliche Nachricht, geschrieben meist von dem Partner, der zurück blieb. Oben auf der Karte steht der Name der Verstorbenen, darunter die Daten, die mit einem Sternchen gekennzeichnet und die, die mit einem Kreuzchen notiert sind. Ein Leben ist vorbei. Ich google den Namen. Ich finde Bücher, Interviews, Fotos oder Notizen. Ich rufe an und höre auch schon mal die Stimme des Verstorbenen auf dem Anrufbeantworter. Geburt und Tod gehören zum Leben wie Liebe und Hass, Glück und Schmerz. Aber Geburt und Tod machen mir von allen Geschehnissen die größte Angst.

2.07.2013

Abends im Bett

Es wäre ja mal wieder Zeit etwas zu schreiben. Nicht dass ich die 218 verlorenen Posts wieder nacharbeiten möchte oder könnte; nein das nicht. Die Genialität dieser gelöschten Inhalte kann ich sowieso nicht  wieder erreichen. Mir kommt es so vor, als würde ich von Tag zu Tag dümmer. Vorgestern Abend, zum Beispiel, stehe ich im Bad und putze mir die Zähne und schminke mich ab. Ich schminke mich ab bedeutet: Ich wasche mir das Gesicht mit Dr.Hauschka Waschcreme, sprühe es mit Dr. Hauschka Gesichtstonikum ein und reibe die Haut mit Dr. Hauschka Gesichtsmilch ein. Morgens folgt auf diese Prozedur das Auftragen einer Lage Make Up, das Ziehen eines Trauerrandes um die Augen (so bezeichnete meine Mutter diesen Look), das Tuschen der Wimpern mit Wimperntusche, das Bemalen der Lippen mit Lippenstift und ....das war es dann. Vorgestern Abend stehe ich also wie jeden Abend im Bad und putze mir die Zähne und schminke mich ab. Ich pflege mein Gesicht mit den erwähnten Pflegeprodukten von Dr. Hauschka und trage eine Lage Make Up auf. Da stimmt doch etwas nicht, denke ich noch und schaue prüfend in den Spiegel. Ja, eigentlich schaute ich gar nicht in den Spiegel, ich hatte auch so schon bemerkt, dass ich die abendliche Prozedur mit der morgendlichen verwechselt hatte.
Die abendliche Prozedur musste also noch einmal von vorne beginnen und dann konnte ich endlich ins Bett gehen. Dieses Buch erwartete mich, und deswegen hatte ich mich auch über die Verzögerung im Bad gewunert und geärgert. Da passt jetzt auch der Titel nicht, denn ich wollte eigentlich etwas über die Zeit schreiben, die ich nach dem Lesen im Bett verbrachte.
(Foto)